
Hallo da draussen. Die Zeit rast. Vor genau einem Jahr war es soweit: Meine Geschwister und ich erblickten das Licht der Welt. Wir waren zwar noch nicht soweit, die Weltherrschaft an uns zu reissen. Aber: Gut Ding will Weile haben. Zuerst einmal musste die Grundlage dafür gelegt werden. Und das bedeutete zu aller erst: Groß werden. Der Rest, da waren wir uns sicher, der würde sich dann ergeben. In meinem Fall hieß das schon bald Abschied nehmen. Meine Zweibeiner verfrachteten mich in etwas, was sie „Auto“ nennen. Für mich waren das vollkommen neue Gerüche und Geräusche. Das war wirklich unheimlich. So gar nicht unheimlich war dann mein neues Zuhause. Mit netter Hundenachbarschaft und einem großen Garten.
Es bedeutet aber auch den Beginn einer anstrengenden Zeit. Den Zweibeinern musste ich seeehr langsam und bedächtig beibringen, was es heißt, mich als Gast zu haben. Mann, dass war ein hartes Training. Und es ist noch nicht beendet. Wahrscheinlich wird es ein Hundeleben lang andaueren. Aber wir haben so unseren Spaß: Schöne Spaziergänge, Raufen und Spielen und andere tolle Sachen unternehmen wir zusammen. Nur die Hundeschule, das war mir ein Graus. Da wurden meinen Zweibeinern komische Flausen in den Kopf gesetzt. Wie sie mit mir unzugehen haben. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was es bedeutet, das wieder aus denen rauszutrainieren. Das Schönste für mich ist, dass ich die Beiden immer um mich herum haben kann. Nicht, dass wir uns da falsch verstehen. ICH brauch das nicht. Schließlich bin schon ein großer „von Allendorf“ und bleibe auch gerne mal für mich alleine. Nur, müssen die denn nie Arbeiten? Oder ob „Home Office“ meint, dass die arbeiten, aber ich mit ihnen zusammen sein kann? Klasse Erfindung, dieses Home Office.
Apropos Training: Das flutscht mittlerweile wie geölt. Ich kann’s Euch sagen: Meine Zweibeiner habe ich gut hinbekommen. Immer wenn ich ein Leckerlie haben will, dann bringe ich sie dazu so komische Sachen zu sagen: „Komm“, „Bleib“, „Sitz“ oder so. Mein persönlicher Favorit ist die Hundepfeife. Die funktioniert richtig gut. Und natürlich „Such“. Da werfen sie mir kleine Sachen ins Gras und ich setze meine Spürnase ein. Meistens kommen da so vier oder fünf Stückchen geflogen. Von ganz alleine. Und ich hab noch meinen Spaß, die zu suchen.
Ich hab – glaube ich – ’ne gute Wahl getroffen. Zugegeben, der Ortswechsel nach zwei Monaten war echt anstrengend. Und das Training manchmal auch. Aber wir haben uns gut aufeinander eingespielt. Ich hab‘ meine Zweibeiner echt gerne.

Was ich – bei aller Freude – aber noch beibringen muss ist, dass am Wochenende nicht so lange geschlafen werden kann. Wo kommen wir denn da hin? Das geht mal sowas von gar nicht. Und das Schlimmst ist: Die lassen sich noch nicht mal dabei stören. Ich hab‘ jetzt schon fast alle Register gezogen: Gesicht anstupsen, Wach atmen, Wach schauen, mit den Pfoten hauen, und, und, und. Mein neuster Versuch ist ins Bett zu springen. Da wird zumindest mein männliche Zweipfoter ziiiiieeemlich schnell wach. Nur entspannt isser dann nicht. Warum wohl? Hmmm. Naja. Meine weibliche Zweipfoter sagt dann was von wegen „Weltherrschaft“ und „stell dich nicht so an“. Sollte sich mich wirklich durchschaut haben? Ich bin so knapp davor, mein Ziel zu erreichen. Und das nach nur einem Jahr. Wie es wohl bei meinen Geschwistern ausschaut? Wir wollten die Weltherrschaft doch zu siebt erringen….